Anna auf dem Weg zu sich selbst

Anna saß auf einem alten Baumstumpf, die Hände um ihre dampfende Tasse Tee gelegt. Der Wald um sie herum war still – fast zu still für Anna. Wochenlang hatte sie sich wie in einem Strudel gefühlt, unruhig und verloren in der Ungewissheit ihrer beruflichen Zukunft. Ihr bisheriges Fundament, ihre Sicherheit, war erschüttert worden. 

„Ich dachte immer, dass meine Stärke darin liegt, alles zu kontrollieren. Ich bin eine Macherin“, sagte sie leise, als sie ihrer Naturcoach von ihrer Angst erzählte. „Aber jetzt... scheint nichts mehr sicher.“ 

Die Begleiterin und Coach an Ihrer Seite begleitete sie verständnisvoll in den lichten Wald hinein, bis Anna vor einer mächtigen Eiche stehenblieb. „Hier möchte ich mich hinsetzen“, sagte Anna auf einmal und deutete auf einen moosbedeckten Stein. Ihre Naturcoach gab ihr den Impuls: „Folge gerne deinem intuitiven Impuls. Ich möchte dich nun dazu einladen, diesen Baum näher zu betrachten. Nimm ihn mit allen Sinnen wahr - sehe, lausche, fühle und rieche - und lasse alles in deiner Zeit auf dich wirken.“ 

Anna betrachtete die Eiche genauer, hörte das Rauschen der Blätter im sanften Wind und berührte ihren Stamm. Ihre kräftigen Wurzeln waren fest in der Erde verankert und mit den anderen Bäumen und Pflanzen verwoben und vernetzt, doch der Stamm war gezeichnet von vergangenen Stürmen – ein tiefer Riss verlief durch ihn. Einige Äste lagen abgebrochen am Boden. Trotzdem war das Blätterdach der mächtigen Eiche saftig grün, ausladend und üppig. „Er hat nicht nur überlebt“, murmelte sie. „Er ist weitergewachsen, steht sehr stabil und zeigt seine Größe – trotz allem. Vielleicht hat ihn die Verletzung sogar stärker gemacht?“ 

Die Naturcoach nickte. „Die Eiche hat wohl eine Botschaft für dich. Höre hin. Was genau könnte sie dir sagen, wenn sie sprechen könnte?" Anna antwortete ganz intuitiv: "Wachstum geschieht nicht durch ein Festhalten und Kontrollieren, sondern durch einen natürlichen Prozess. Du musst nicht immer stark sein und durchzuhalten. Du darfst dir auch mal Zeit für dich nehmen. Wende dich mitfühlend deinen Wunden zu. So können sie heilen. Du musst jetzt noch gar nicht wissen, wo die Reise hingeht. Du bist sicher und gehalten. Nimm dir Zeit. So kannst du dich in die für dich stimmige Richtung weiterentwickeln."

Etwas in Anna bewegte sich. Sie war erstaunt, was aus ihrem Mund hervorkam und war von den Botschaften der Eiche berührt. Tränen liefen über ihr Gesicht. Zum ersten Mal erkannte sie, dass ihre tief verankerte Überzeugung – „Ich muss stark sein und jetzt sofort eine Lösung finden, um nicht unterzugehen“ – sie nicht schützte, sondern ihr großen Stress bereitete und lähmte. Sie hatte sich oft in ihrem Leben gegen Veränderungen gewehrt, aus der unbewussten Angst, die Kontrolle zu verlieren. Doch vielleicht lag wahre Stärke darin, nicht an alten Mustern festzuhalten, sondern sich zunächst einen sicheren Raum für Regeneration zu schaffen, um dann mit dem Fluss des Lebens zu fließen.

In den folgenden Tagen und Wochen begann Anna, ihre Sichtweise zu verändern. Zunächst ließ die Vorstellung los, dass sie alles alleine bewältigen müsse. Stattdessen entschied sie, sich weiterhin wertschätzend und achtsam durch Natur- und Resilienzcoaching begleiten und unterstützen zu lassen. Durch die Arbeit an ihren stressfördernden Mustern und Glaubenssätzen, durch Emotions- und Nervensystemregulation und durch weitere Spiegelungen der Natur erkannte sie, dass Veränderung nicht ihr Feind war, sondern eine Einladung, neue Wege zu entdecken. 

Rückschläge sind nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang von etwas Wertvollem und vor allem: eine Chance für Wachstum. Anna ist nicht mehr einfach nur stark – sie ist resilient geworden.